Vorabend Sachsenmarathon in Brauna. Fliegerlegende Horst Kny verkündet anlässlich der Eröffnungsfeier in einer seiner persönlichen Sternstunden die durch den Sachsenmarathon Brauna wiederbelebte Idee des Luftwanderns nach dem Vorbild der Hanna Reitsch. Bei so erlesenem Personal kann nichts schief gehen, lustig war es auch immer und so sind Tobias und ich natürlich auch dabei. In der Tat ist es beeindruckend zu sehen, wie stundenlang Maschinen aus ganz Deutschland in Brauna einschweben und sich irgendwo ein Plätzchen in der fast 1000m langen Reihe suchen- auch die logistische Leistung des Vereins bleibt unübertroffen.
Der erste Tag des Sachsenmarathon bringt allerschönstes Sommerwetter. In kleine Gruppen zerpflückt geht es zunächst nach Dessau. Ein Triebwerksausfall sorgt für die ersten Materialverluste und allerhand Aufregung während wir in die gute alte Tante Ju klettern und erfreulich detaillierten Erläuterungen über Turbinen von Comcos Werkspilot Hannemann lauschen.
Weiter nach Böhlen und schon wird uns die Sache etwas langweilig. Also beschließen wir noch zwei Zwischenlandungen vor dem offiziellen Stopp in Riesa einzulegen. Da Brandis bei mir schon als Erledigt vermerkt ist, fliegt Tobi den alten Russenplatz an. Oschatz ist dann mein Ziel und nicht zu deuten ist mir das Grinsen des Copiloten Tobi beim Anflug des Platzes. Endteil, Ausschweben, grauenhaft polternd rumpelt die Maschine über den Stoppelacker und das trotz allerlangsamster Fahrt. Weiter nach Riesa und dann zurück ins Basislager Brauna.
Am nächsten Tag fliegt die ganze Meute nach Jelina. Die Gruppen sind nach den Flugleistungen der Maschinen zusammengestellt und wir sind bei den Jagdhunden dabei. Tobis Gesicht friert einigermaßen ein, als die Fascination lustig ein paar Kreise dreht während wir im gelben Bereich mit lautgestelltem Triebwerk hinterherkeuchen. Schade nur um den schönen Sprit, wir könnten mit der Hälfte hinkommen. Auf halber Strecke überfliegen wir die polnische Grenze und lassen uns zurückfallen. Die langsameren Gruppen werden eingeholt und bald ist Jelina Gora am Fuß des Riesengebirges erreicht.
Jelina ist immer ein bisschen ein Blick ins Gestrige, verstärkt durch die auf dem Podium vom Flugplatzdirektor und Host gehaltenen Reden ans Fliegervolk mit all den schönen gegenseitigen Ehrungen und Verdienstbescheinigungen. Solcherart unterhalten und froh darüber, dass der Direktor und Horst gemeinsam das Fliegen erfunden haben machen wir noch eine Ausflug in die Umgebung, kommen aber wetterbedingt nicht allzuweit. Die Schneekoppe ist nicht zu erreichen und so rumpeln wir wieder auf die Känguruhpiste welche erstaunlicherweise heute noch nirgendwo Bruch verursacht hat. Der Regen beginnt, die Aussichten sind miserabel was auch eine Reihe von Wettererkundungsflügen nicht verhindern kann. Zwischen Erzgebirge und östlicher Oberlausitz ist alles dicht, nun schwappt das Mistwetter nach Polen. Es ist Nachmittag, 100 Piloten drängen sich in der überfüllten Flugplatzkneipe oder hasten durch den Regen um die Maschinen abzudichten und festzubinden. Eilig werden die anfälligen Offenflieger im Hangar verstaut während der Flugplatzdirektor die Flugplatzevakuierung auf dem Landweg organisiert. Die Gerüchteküche brodelt, die Stimmung sinkt und in der Kneipe sind die Zigarettenvorräte ausgegangen. Mittlerweile ist ein Wachschutz für die Maschinen vorhanden, ein Bus unterwegs zum Flugplatz und irgendwo sind Zimmer reserviert. All das haben die Polen innerhalb kürzester Zeit hinbekommen. Die Stimmung steigt im Bus, wir fahren ins Gebirge. Im Hotel angekommen fühlen wir uns zu allerlei Blödsinn berufen. Heiko hat die Kamera des Weltmeisters Altenkirch dabei welche um einige Nahaufnahmen schwachbekleideter Blondinen aus einem herumliegenden Magazin bereichert wird. Der Spaß ist grenzenlos, als wir uns die Gesichtsfarbe des Weltmeister im Fotoladen beim Bilderabholen vorstellen. Dies wird dann seine Frau betreffen, aber das wissen wir ja noch nicht. Horst und Heiko führen ein hochwissenschaftliches Expertengespräch über Flugzeugaluminium welchem wir andächtig lauschen. Der Morgen hat ein beeindruckendes Frühstück im Angebot, Nebelschwaden und ein bisschen Regen. Der Bus sammelt alle wieder ein, kurz vor Zehn sind wir in der Luft.
Görlitz wird zu unserem Bedauern nur überflogen, reicht aber der versammelten Presse (Danke Werni) für einen Artikel und ein Bild vom falschen Flieger. Wir fliegen in Formation mit Horst und dem neuen Breezer im allerschönsten Rückseitenwetter. Landung in Cottbus- Drewitz, Tanken und lange Pause da die große Entfernung die Gruppen weit auseinandergerissen haben.
Die Langsamen treten den Rückflug nach Brauna an, alle schnelleren Maschinen fliegen weiter nach Tempelhof. Die geplante Landung fällt aus, da von Nordwest das nächste Mistwetter anrückt. Anflug nach PAPI mit zwei grünen und zwei roten Leuchten, tiefer Überflug und weiter zur Zwischenlandung in Schönhagen. Tanken, weiter nach Brauna. Ringsum schönes Wetter, nur überm Platz steht ein Schauer. Wir kreisen eine Viertelstunde in Platznähe und landen auf der feuchten Piste.